Oldtimer-Treffen in Ahrensburg:
Zwischen Nostalgie und Nachhaltigkeit
Verkaufsoffener Sonntag in Ahrensburg – das heißt: Flanieren, stöbern, entdecken. Am 27. April war es wieder soweit, und diesmal gab es ein besonderes Highlight: ein Oldtimer-Treffen mitten in der Innenstadt. Ich war da – und es war ein Tag voller Gegensätze. Ein Tag, der nicht nur nostalgisch glänzte, sondern auch zum Nachdenken anregte.
Zunächst genoss ich einfach nur das Flair: Die Innenstadt war gesperrt, Menschen schlenderten entspannt zwischen geöffneten Geschäften, Cafés waren gut gefüllt, Kinder staunten, ältere Herren fachsimpelten, und dazwischen blitzten sie auf – die Klassiker vergangener Jahrzehnte. Vom bulligen Ford Mustang bis zum knuffigen VW Käfer, jedes Auto ein Unikat, jedes mit seiner eigenen Geschichte.
Ich liebe es, mich zwischen Menschen aufzuhalten und dabei wunderschöne Relikte einer vergangenen Zeit zu bestaunen. Es liegt etwas Beruhigendes darin, etwas zu sehen, das scheinbar unbeeindruckt vom Tempo der Gegenwart seine Würde bewahrt hat.
Doch irgendwann regt sich mein ökologisches Gewissen: Ein Oldtimer-Treffen? Jetzt? In einer Zeit, in der wir dringend eine Verkehrswende brauchen? Ist diese nostalgische Verherrlichung einer Industrie, die nicht gerade für Nachhaltigkeit steht, nicht völlig aus der Zeit gefallen?
Hmmm… Jein.

Ein Sonntag für die Seele: Was Oldtimer mit echter Nachhaltigkeit zu tun haben
Denn je länger ich zwischen den liebevoll gepflegten Karosserien stand, desto mehr verschob sich mein Blick. Diese Fahrzeuge stehen für mich nicht (nur) für Benzinverbrauch und Abgase – sie stehen für etwas anderes: Nachhaltigkeit, Handwerk, Wertschätzung.
Ich erinnere mich an meinen Vater. Jeden Sonnabend war er draußen, mit Lappen, Politur und einer Engelsgeduld. Sein VW Käfer war mehr als nur ein Fortbewegungsmittel – es war ein Teil der Familie. Auch der alte Fiat 600 ist mir noch vage im Gedächtnis. Mein Vater war ein Autonarr – aber nicht im heutigen Sinne. Er sammelte keine Autos, er benutzte sie. Doch sie wurden gepflegt, gewartet, erhalten. Aus Respekt vor dem, was man hatte. Und: Man konnte selbst Hand anlegen. Zündkerzen wechseln? Kein Problem.
Es ging nicht um „Ex und Hopp“, wie es heute oft der Fall ist. Heute ist vieles so gebaut, dass man es gar nicht mehr reparieren soll – geschweige denn kann. Eine Industrie, die Wachstum über Langlebigkeit stellt, hat wenig Interesse an Dingen, die Jahrzehnte überdauern. Doch gerade deshalb wirken diese alten Autos fast wie stille Protestzeichen gegen den Wegwerftrend unserer Zeit.
So wurde das Oldtimer-Treffen für mich mehr als nur eine nostalgische Schau. Es war ein Moment der Erinnerung – und ein Denkanstoß.
Vielleicht stehen diese Fahrzeuge nicht für ein rückwärtsgewandtes Ideal, sondern für eine Haltung, die wir wieder mehr schätzen sollten: Dinge erhalten, statt sie zu ersetzen. Pflegen, statt wegwerfen. Nicht aus Pflichtgefühl – sondern aus Überzeugung.
Und so bin ich mit einem kleinen Lächeln nach Hause gegangen. Vielleicht nicht ganz versöhnt mit dem Konzept des „Oldtimerkults“ – aber mit einem besseren Verständnis dafür, warum er Menschen so bewegt.
Fotos: © Mews • Webdesign Ahrensburg