Bereits mehrere Wochen – schon vor den Enthüllungen von „Correctiv“ u.a. über die AfD – demonstrieren in Ahrensburg samstäglich Menschen für die Demokratie und für ein buntes Ahrensburg.
Was als individueller Protest gegen rechts und Ein-Frau-Demo am Rondeel begann und vorwiegend von den „Omas gegen Rechts” initiiert wird, wächst zu einer fortwährenden, friedlichen und bunten Kundgebung.
Meine Enkelin soll genauso demokratisch leben wie ich
Sie lacht und strahlt über das ganze Gesicht, während sie einen Bleistift wie einen Taktstock hält und versucht, den Gesang der Ahrensburger Bürgerinnen und Bürger, die im Kreis um sie herumstehen, zu orchestrieren. Eine der Akteurinnen der „Omas gegen Rechts“, die Woche für Woche am Samstag die friedliche Kundgebung mitinitiiert, hat sichtlich Freude an ihrer Aufgabe und die Umstehende lassen sich davon anstecken und sind bemüht, die umgetextete Volkslieder mitzusingen: „Omas leisten Widerstand“ statt „Hejo, spann den Wagen an“.
Seit Wochen nehmen einige Hundert Ahrensburger*innen an der Kundgebung der Omas gegen Rechts teil. Treffpunkt ist jeden Samstag um 11 Uhr am Rondell und selbst bei nicht so einladendem Wetter sind sie dabei: Omas, Opas, Enkel*innen, Kinder und sogar Babys gegen Rechts, wie die Aufschriften auf den Schildern verraten, die an der Kleidung befestigt, um den Hals getragen oder an Stöcken montiert hoch gehalten werden. Auch eine „Uroma gegen Rechts für 10 Enkel und 1 Urenkel“ ist dabei.
Es sind nämlich ausdrücklich nicht nur Omas willkommen, sondern alle, denen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit am Herzen liegt, egal welchen Alters, ob Frau, Mann oder divers, ob mit und ohne Kinder oder Enkel.
Das Ziel der Gruppe, die es nicht nur in Ahrensburg, sondern in immer mehr deutschen Städten existiert, fasst eine der Organisatorinnen zusammen: „Meine Enkelin soll auch zukünftig genauso demokratisch leben können, wie ich!“
So oder ähnlich lauten auch viele andere Meinungsäußerungen, die auf Transparenten festgehalten werden oder auch im Gespräch geäußert: „Demokratie braucht Demokraten!“ ist da zu lesen oder auch „Hass ist keine Meinung“ und „Lieber bunt statt braun“.
Es ist eine ruhige, offene Veranstaltung, die von der Sorge um die Zukunft bestimmt ist und zeigt, dass politisches Engagement nicht verbissen, laut und aggressiv sein muss, sondern fröhlich und beschwingt – und damit vermutlich mehr Menschen erreicht, als das Pendant.
Die erste OMAS GEGEN RECHTS Gruppe wurde im November 2017 von Monika Salzer in Österreich gegründet. Inspiriert hiervon, und um die Stimme gegen den wachsenden Rechtspopulismus und Rechtsradikalismus in Deutschland zu erheben, gründete am 27.Januar 2018 Anna Ohnweiler in Nagold die überparteiliche zivilgesellschaftliche Initiative OMAS GEGEN RECHTS in Deutschland.
Mit ihrem Engagement will die Gruppierung „einen Beitrag zum Schutz der Demokratie leisten, um auf die bedrohliche Zunahme von Faschismus, Rassismus, Antisemitismus und Frauenfeindlichkeit zu reagieren“ wie es auf einer Webseite heißt, denn „die Würde des Menschen ist unantastbar“.
Der Protest gegen rechtsextremes Gedankengut soll weitergehen, jeden Samstag ab 11 Uhr auf dem Rondeel. Am 17. Februar findet im Anschluss ab 11.45 Uhr eine Mahnwache für die Opfer des rassistischen Anschlags vom 19.2.2020 in Hanau statt; initiiert vom Runden Tisch Ahrensburg.